Tag 4 Ambalavao

 
 
Nach einer erholsamen Nacht in unserem idyllisch gelegenden Hotel sind wir heute gegen 8 Uhr auf den größten Zebu Markt in Madagaskar gefahren.
 
 

Jedes Zebu, welches hier verkauft werden soll, hat einen Rinderpass und eine Einzelakte. Hiermit soll der Zebu-Diebstahl verhindert und ein sicherer Transport gewährleistet werden.

Die weiblichen Zebu-Kühe werden normalerweise nicht geschlachtet. Hierfür ist ein besonderer Schlachtbescheid erforderlich. Gegen Abend werden viele der männlichen Zebus nach Tana ( Hauptstadt) zur Schlachtung gefahren. Jeden Mittwoch sind das ca. 200Rinder, verladen in ca. 10 LKW. Der Verkehr findet ausschließlich Nachts statt. Gründe hierfür, erfuhren wir von Pierre, sind die Verkehrssicherheit und der Tierschutz.

Die Übergabe des Kaufpreises findet an einem sicheren Ort, einem Hotel, außerhalb fremder Augen, statt. Anschließend werden die gekauften Zebus vom Käufer mit den Initialien des neuen Besitzers markiert, sodass dieser seine Rinder jederzeit erkennt.

Kurz vor Ende des Marktes, bevor alle Zebus verladen werden oder der neue Besitzer auf die Reise geht, wird viel Alkohol getrunken. Besonders um das erworbene Geld, oder die tollen Zebus zu feiern. Pierre riet uns jedoch davon ab, den Markt so lange zu besichtigen, da es teilweise zu Auseinandersetzungen kommt und es für uns gefährlich werden könnte.

Seit Anfang diesen Jahres ist es verboten, lebende Zebus in andere Länder zu exportieren. Für Exporte kann es jedoch Ausnahmegenehmigungen geben, die bei den entsprechenden Behörden einzuholen sind. Die Ursache für dieses Verbot: Jahrelang wurden viele Zebus nach China auf illegale und unkontrollierte Weise exportiert um deren Konsum zu stillen.

 

Die Dahalos

Nachdem wir den Zebu Markt verließen, sind wir zum Anja Park gefahren. Auf dem Weg dort hin fiel uns eine Gruppe junger Männer am Straßenrand auf, welche Reis ausschlugen um das Korn zu gewinnen.

 

Dieses Erlebnis wird uns nicht mehr aus dem Kopf gehen. Wir durften an der Arbeit teilhaben (siehe Video) und haben wenig später erfahren, das einer der Männer vor einiger Zeit „Dahalo“ genannt wurde.

Die Dahalos (Zebu-Diebe)

Eine ethnische Gruppe, die Baras, welche vom Süden Madagaskars stammen, hatten früher sehr eindrucksvolle Traditionen. Eine war es, dass junge Männer, um in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen zu werden, ein Zebu stehlen mussten. Es zeigte Stärke und Mut. Ausgetragen wurde dieser Brauch fast wie eine Art Spiel, welches keinerlei Auswirkungen auf die Gesellschaft hatte.

 

Zunehmend kristallisierten sich die Dahalos heraus, welche Zebus klauten, um diese zu verkaufen. Durch die große Gruppe der Dahalos, wurden viele Zebus nach China exportiert. Die Regierung befüchtete, das die Tradition diesen Rituals verloren geht und hat jegliche Aktionen strengstens verboten.

In unserem Interview mit dem Dahalo erfuhren wir, dass dieser die Zebus nicht geklaut hat um sie zu exportieren oder zu essen, sondern lediglich um sie zu verkaufen und von dem Geld Alkohol und Frauen in Hülle und Fülle genießen zu können. Jedes mal, wenn er ein Zebu klaute, versteckte er sich mehrere Tage in den Bergen um der Polizei zu entkommen. Die Familie brachte ihm Essen.

Das letzte mal tat er dies vor ca. 10 Jahren. Die Polizei schnappte sich seine Frau und seine Kinder und brachte sie so lange hinter Gitter, bis sich unser Dahalo der Polizei stellte. Zum Glück ist aber auch das alles gut ausgegangen. Seitdem kümmert er sich um den Reisanbau und seine Familie.

Der „ANJA“ Park

Nach unserem Stopp bei der Reisernte fuhren wir noch einige Kilometer bis zum Anja Park. Dieser ist besonders für die vielen Limuren, welche hier frei Leben. Der Park ist geschützt und für Besucher offen. Er wurde von einer gemeinnützigen Organisation ins Leben gerufen und wird jährlich von ca. 4000 Besuchern erreicht. Die Gelder gelten den armen Bauern und den Schulen im Umkreis.

In unserem Tagesvideo ( Zebu Markt) könnt ihr noch mehr tolle Videopassagen erleben.

Hier gehts zum Video

Lemur

Wissenswertes:

– Wenn in der Region um Ambalavao ein bedeutender Mensch stirbt, wird ein großes Loch in eine Felswand in großer Höhe geschlagen, der Mensch wird hineingelegt und das Loch wird mit Steinen wieder verschlossen

– Die Mädchen hier bekommen ihre Regel mit ca. 20 Jahren. Warum? Auf Grund der schlechten Ernährung ist das Wachstum behindert. Auch die Jungen wachsen nur sehr langsam. Der kleine Junge im blauen Tshirt ist bereits 12 Jahre alt, erzählte uns Pierre.